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Verkaufen für manche verboten

Samsung darf seinen Tablett-PC "Galaxy Tab 10.1" in Deutschland nicht verkaufen – so verfügte das Landgericht Düsseldorf zunächst vorläufig im August und dann endgültig im September 2011, nachdem die Firma Apple einen entsprechenden Antrag gestellt hatte, weil das Modell von Samsung dem eigenen zu sehr ähnele.

Man mag dazu stehen, wie man will.
Produktpiraterie ist sicherlich kein Kavaliersdelikt – aber man kann es auch übertreiben!
Es gibt nun mal Produkte, die so aussehen und so funktionieren, wie sie nun mal aussehen und funktionieren.Welcher Fahrradhersteller käme auf die Idee, einen Mitbewerber zu verklagen, weil dessen Erzeugnisse auch zwei Räder, Bremsen, Gangschaltung und Beleuchtungsanlage haben sowie per Fußpedal, Zahnräder und Kette angetrieben werden?

Der Laie kann Justitias Wege nicht immer nachvollziehen
Wenn man nun aber aktuell (also im Oktober 2011) nach dem fraglichen Produkt sucht, wird man verwundert feststellen, dass es durchaus möglich ist, auf dem deutschen Markt den fraglichen Tablett-PC zu kaufen. Nicht etwa hinter vorgehaltener Hand unter der Ladentheke, sondern hoch offiziell bei verschiedenen online-Händlern. Allen voran natürlich auch der bekannte Händler, dessen Name an einen großen südamerikanischen Fluss erinnert. Auch in ein paar real existierenden Geschäften soll es übrigens noch Bestände geben.

Wie kann das sein?
Soweit ich die die Sache richtig verstehe: hier kommen wieder Justitias (Irr-)Wege ins Spiel.
Die Situation scheint wohl wie folgt zu sein:

  1. Die Deutsche Tochter von Samsung darf das Galaxy Tab 10.1 in ganz Europa nicht verkaufen.
  2. Das korianische Mutterhaus hat nur in Deutschland ein Verkaufsverbot.
  3. Alle anderen sind durch das Urteil nicht betroffen und dürfen somit das Produkt verkaufen, wo immer sie wollen.

Es gibt also kein generelles Verkaufsverbot.

Folgerung 1: Wenn ein Händler bereits im Besitz des fraglichen Produktes ist, darf er es nach wie vor verkaufen.
Folgerung 2: Wenn er sich die Mühe macht, es selbst von irgendwoher zu importieren, darf er es auch verkaufen.

Man möge mir verzeihen, wenn ich hier keinerlei Links oder sonstige Quellenangaben liefere.
Ich mache mir jetzt einfach mal das Leben leicht und verweise auf die Internet-Suchmaschine Ihrer Wahl.
Weiterhin gebe ich keinerlei Garantie, dass ich den Sachverhalt richtig verstanden oder korrekt widergegeben habe. Aber nach bestem Wissen und Gewissen: so scheint es zu sein.

Man darf gespannt sein: welche Merkwürdigkeiten werden sich in den kommenden Monaten noch entwickeln?
Ich fürchte, wir werden noch mehr solche Blüten erleben. Entstehen 15 Jahre nach den Browserkriegen jetzt die Tablett-Kriege?

Halb so groß ist doppelt so schlecht

Seit wenigen Wochen bietet ein deutscher Lebensmittel-Discounter Küchenpapier (auch als "Küchenkrepp" bekannt) in halber Größe an. Das einzelne Blatt ist nicht mehr traditionelle 24 × 26 cm groß, sondern hat nur noch das halbe Maß von 12 × 26 cm.

Küchen-Krepp
Küchenkrepp in halber Blattgröße (eigene Aufnahme Oktober 2011)


Auf den ersten Blick ist das ja ein guter Gedanke:
Wie oft braucht man nur mal schnell ein kleines Stück Papier, um ein paar kleine Spritzer aufzuwischen?
Aber die Praxis zeigt dann doch: Der löbliche Ansatz taugt nicht.

Will man ein halbes Blatt, reißt man ein ganzes ab.
Will man ein ganzes Blatt, reißt man ein halbes ab – oder vielleicht sogar eineinhalb Blätter.

Und wenn man sich gar in besonderen Situationen auf Reißfestigkeit verlässt, wird man herbe enttäuscht: bei Feuchtigkeit reißen die Blätter an der Perforation natürlich, statt zu halten. (Das tun sie dann aber zuverlässig.)

Liebe Küchenpapier-Hersteller und -Verkäufer: bei allem Respekt vor Sparsamkeit und ökologischem Gewissen – so ehrenhaft das auch sein mag – ich hätte gerne meine normal großen Tücher zurück!

Gelesen: Allein auf der Elbe

Tommy Lehmann: Allein auf der Elbe
Tausend Kilometer im Faltboot
(NOTschriften Verlag, 2011)

Eine Kunden-Rezension bei Amazon beschreibt es sehr gut: das Buch ist ein "Road-Movie auf dem Fluss".

Angetrieben durch einen Impuls, den sein verstorbener Vater setzte, paddelt der Autor im Faltboot die Elbe entlang – soweit es sinnvoll geht: von Kuks (Tschechien) nach Cux(haven) (Deutschland).

Unbekümmert und freimütig beschreibt Lehmann in seinem sympathisch erzählerisch gehaltenem Stil seine persönlichen Erlebnisse auf dieser Reise entlang der Elbe: gute und weniger gute Begegnungen, gutes und weniger gutes Wetter.
Und so ganz nebenbei erfährt der Leser, wo es gutes Bier, leckeren Wein und günstiges Essen entlang der Elbe gibt. Landschaftliche Beschreibungen und Ausflüge in Kultur und Geschichte runden das Buch ab, lassen es aber nie langatmig werden.

Man bekommt eindeutig Lust, selbst ein Boot ins Wasser zu setzen und ein Paddel in die Hand zu nehmen. Und gleichzeitig wurde bei mir auch die Lust geweckt, Landschaften mit verschiedenen Verkehrsmitteln zu erleben: zu Fuß, mit dem Fahrrad, mit dem Motorrad oder auch per Kanu.

Verkehrsregeln in Italien

In dem Konstrukt, das wir heute als "EU" kennen, war Italien von Anfang an dabei: ich erinnere da nur an die Römischen Verträge von 1957.
Rein historisch könnte man mit etwas guten Willen sogar noch sehr viel weiter zurück gehen, aber lassen wir das mal für den Moment.

Die EU ist nun unter anderem dafür bekannt, dass sie viele Dinge sehr detailliert regelt: so wurden z.B. schon 1988 verbindliche Qualitätsnormen für Gurken beschlossen und auch
bei Bananen versteht man seit 1994 keinen Spaß mehr.

Man sollte also meinen, dass solche grundlegenden Dinge wie Verkehrsregeln in den aktuell 27 Mitgliedsländern (Stand: September 2011) schon lange festgeschriebener, anerkannter und gelebter Standard sind.
Falsch, falsch, falsch!
Dass dem eben nicht so ist, zeigt allein schon das Vereinigte Königreich (fälschlicher Weise auch bekannt als "Großbritannien") mit seinem Linksverkehr.
Aber es geht noch viel besser und weitaus subtiler:

Verkehrsregeln in italienischen Städten
Die folgenden Ausführungen entspringen rein subjektiven Beobachtungen.
Sie erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit und sollen auch keinerlei Richtschnur für das Verhalten anderer darstellen. Aber mir haben sie geholfen.

  1. Oberste und wichtigste Regel: Wer rollt, hat Vorfahrt.
  2. Innerorts beträgt die zulässige Höchstgeschwindigkeit das 1,5-fache der vernünftigen Geschwindigkeit.
  3. Das zweifache der vernünftigen Geschwindigkeit wird allerseits noch absolut toleriert.
  4. Fahrspuren sind grobe Vorgaben: deutlich links und rechts der Begrenzung ist insbesondere bei Überholvorgängen absolut akzeptabel.
  5. Wenn eine Ampel auf rot umspringt, darf man darüber nachdenken, eventuell anzuhalten. Aber nur, wenn man noch mindestens 50 Meter von ihr entfernt ist! Andernfalls: unbedingt weiterfahren!
  6. Wenn eine Ampel auf grün umspringt, darf man vorsichtig losfahren. Dabei aber unbedingt auf den querenden Verkehr achten! (Siehe dazu auch die vorige Regel.)
  7. Die Hupe dient der zwischenmenschlichen Kommunikation, nicht als Warnsignal! (vgl. Spezialisierung A)

....................
Spezialisierung A – geltend für Personen, die sich eventuell kennen könnten:
Einmal hupen: "Luigi! Come stai?" (Hallo Ludwig! Wie geht's dir?)
Zweimal hupen: "Ciao bella! Va bene!" (Hallo Süße! Alles klar! Mir geht's prima.)

Spezialisierung A geltend für Personen, die sich unmöglich kennen können und auch nicht über 13 Ecken miteinander verwandt sind:
Einmal hupen: "Passo!" (Hey Typ! Ich fahre jetzt!)
Zweimal hupen: "Okay!" (Jo!)

Innerdeutsche Flüge

Ist es sinnvoll, innerhalb von Deutschland zu fliegen?
Hat es Vorteile, auf diesen relative kurzen Distanzen das Flugzeug zu benutzen?
Ich weiß es nicht – aber ich denke mal laut nach.

Die Strecke Hamburg – München dürfte innerhalb der Bundesrepublik vermutlich die größte Distanz sein, wenn man nur große Verkehrsflughäfen in Betracht zieht.
Flugzeit: 1 Stunde 20 Minuten.
Fahrtzeit mit der Bahn: ca. 6 Stunden

Vordergründig also ein immenser Zeitgewinn gegenüber der Bahn.
Aber wenn ich in Betracht ziehe, dass man selbst bei innerdeutschen Verbindungen mindestens ein-einhalb Stunden vor Abflug am Flughafen sein sollte, bei der Bahn aber 5 Minuten reichen, schmilzt der Vorsprung schon beträchtlich. Das Flugzeit ist plötzlich nur noch drei Stunden schneller.

Wielange dauert es, bis man nach einem Flug sein Gepäck in Empfang genommen und den Flughafen verlassen hat? Schon eine Weile!
Im Bahnhof klemme ich mir meinen Koffer unter den Arm und ziehe sofort von dannen.
(Hier gebe ich aber gerne zu, dass man bei Kurzstreckenflügen möglicherweise nur Handgepäck hat und somit auch am Flughafen nicht warten muss.)

Wielange dauert es, vom Ankunftsort zu seinem eigentlichen Ziel zu gelangen?
Sagen wir mal, es möge im Stadtzentrum liegen.
Bahnhöfe liegen in aller Regel näher am Zentrum einer Stadt als dies Flughäfen tun!

Das alles sind nur unausgegorere Überlegungen.
Ohne den Anspruch, alle Aspekte bedacht zu haben, und ohne den Anspruch, korrekt recherchiert worden zu sein.

Das alles wäre doch mal eine wissenschaftlich korrekte Untersuchung wert – inkl. volks- und betriebswirtschaftlicher Überlegungen, Ökobilanzen und korrekter mathematischer Modelle.

Und noch eine Dimension gilt es, zu betrachten:
Nehmen wir mal an, ich möchte die Reisezeit sinnvoll nutzen - lesen, arbeiten oder meinetwegen auch schlafen. In welchem Verkehrsmittel habe ich mehr Zeit am Stück, die ich nutzen kann: Flieger oder Bahn?

Billige Getränke

Neulich (also … vor ein paar Monaten) im Fast-Food-Restaurant:

Ich mampfe so meinen Burger in mich hinein, da fällt mein Blick auf die Papierunterlage, die auf dem Tablett liegt: "Die Preisreduktion der Menüs wird auf das Getränk gewährt." heißt es da in einer Fußnote der Werbebeilage.

Und schon ist meine Neugier geweckt: Warum steht das da?
Seien wir ehrlich: aus Spaß schreiben die das nicht dahin.
Viel lieber würden die betreffenden Werbe- und Marketingstrategen auch noch diesen kleinen Platz verwenden, um darzulegen, wie lecker, gesund, ökologisch korrekt und schadstofffrei ihre Produkte sind. Aber nein: "Die Preisreduktion … wird auf das Getränk gewährt." ist die Aussage, die an dieser Stelle gemacht werden muss.

Würde mich ja schon interessieren.
Gibt es irgendeine Gaststätten-Verordnung, die diese Information fordert?
Muss der Gastwirt in Deutschland erklären, warum er eine definierte Zusammenstellung von Einzelposten (vulgo: "Menü") billiger anbietet als die Summe eben dieser Einzelpositionen?

Gelesen: Zauber des Orients

Andreas Hülmann: Zauber des Orients
Kurs Ost: Auf den historischen Karawanenrouten zu den sagenumwobenen Städten entlang der Seidenstraße
(Highlights-Verlag 2010)

Vier Monate, 17.000 Kilometer, neun Staaten (wenn man die mitteleuropäischen Länder auf der Anreise unterschlägt). Grobe Richtung: Ost-Süd-Ost.

Andreas Hülsmann und seine Frau Claudia fahren mit zwei Motorrädern auf den Spuren Marco Polos (zum Teil) entlang der Seidenstraße gen Osten. Ihr eigentliches Ziel – den Baikalsee – erreichen Sie dabei nicht: zu früh bricht der Winter herein und führt zu der Entscheidung, ab Krasnojarsk die Richtung zu wechseln.
Das Abenteuer soll nicht zur Dummheit verkommen – und so wird der erste Teil der Heimreise mit der Transsibirischen Einsenbahn angetreten.

Hülsmann fesselt – die gut 220 Seiten des Taschenbuchs lassen sich mühelos in einem Rutsch durchlesen. Die Mischung ist perfekt gelungen: persönliche Gedanken und Sichtweisen, Beschreibung von Reiseerlebnissen mit Mensch und Landschaft und die Schilderung von Mühen mit Technik und Bürokratie fügen sich zu einem spannenden und unterhaltsamen Ganzen.

Grenzübertritte haben offenbar bleibende Erinnerungen im Gedächtnis des Autors hinterlassen: Bürokratie, Willkür, Bestechlichkeit, Neugier und diverse andere Eigenarten der Zöllner werden immer wieder unter die Lupe genommen. Trotzdem bleibt Raum für andere Erlebnisse mit Mensch und Land.

Das Buch polarisiert.
Bei den einen wird der "Travelbug" (wie der Autor den Auslöser des Reisefiebers nennt) gefüttert: Aufbruch lieber heute als morgen, hin zu den Ländern der ehemaligen Sowjetunion, die noch abseits der üblichen Touristenpfade liegen. Abenteuer pur mit Menschen voller Herzlichkeit und Gastfreundlichkeit, die eigentlich nichts zu verschenken haben.
Bei den anderen wird der "Travelbug" in seine Schranken verwiesen: Grenzübertritte, die Stunden dauern und bei denen man der Willkür der Grenzer ausgeliefert ist. Alle paar Kilometer polizeiliche Kontrollen. Straßen, die diesen Namen nicht verdient haben, und Wege, auf denen wohl schon einmal jemand gefahren sein soll – damals. Erfolg und Weiterkommen nur mit einem gerüttelt Maß an Unverfrorenheit, lautstarker Diskussionsfreude, Trinkfestigkeit und zumindest ein paar einschlägigen russischen Vokabeln – Flüche und Verwünschungen ausdrücklich eingeschlossen.